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연대기적 기록과 예술적 변형 - 크리스토프 하인의 초기 역사극『크롬웰』연구'Cromwell' von Christoph Hein

Authors
노영돈유경은
Issue Date
2010
Publisher
한국뷔히너학회
Keywords
크리스토프 하인; 크롬웰; 역사극; 혁명극; 장부기록자; 연대기 저자; Christoph Hein; Cromwell; Geschichtsdrama; Revolutionsdrama; Buchhalter; Chronist
Citation
뷔히너와 현대문학, no.34, pp 101 - 125
Pages
25
Journal Title
뷔히너와 현대문학
Number
34
Start Page
101
End Page
125
URI
https://scholarworks.bwise.kr/cau/handle/2019.sw.cau/33959
DOI
10.23039/ndl.2010..34.101
ISSN
1229-6465
Abstract
Christoph Hein ist zwar bekannter als Essayist und Romanschreiber denn als Dramatiker. Aber er bezeichnet sich selbst lieber als Dramatiker, der wie ein Chronist und Buchhalter arbeitet. In dieser Arbeit ging es daher um den Widerspruch zwischen der Selbstkennzeichnung Heins als Buchhalter bzw. Chronist und den offenbaren Anachronismen, die in Heins erstem Revolutionsdrama Cromwell nicht selten vorkommen. Gleichzeitig soll geklärt werden, welche Intentionen Hein mit diesem Revolutionsdrama verfolgt, da er in seinem literarischen Schaffen weder aufklärerische Absichten hegt, noch anstrebt, seine Leser zu engagiertem Handeln in der Wirklichkeit anzuregen. Welcher Sinn verbindet sich also mit jenem offenbar beabsichtigtem Widerspruch zwischen dem vorgetragenem Anspruch des Dramatikers und der Wirklichkeit seines Schreibens?Die vorliegende Untersuchung betrachtete zunächst den Begriff des Buchhalters bzw. Chronisten im Sinne von Hein: Der Dramatiker als Buchhalter dokumentiert demnach detailgetreu die Ereignisse in ihrem tatsächlichen Ablauf. Er modifiziert, akzentuiert oder interpretiert so wenig wie eben möglich, geschweige denn dass er Geschichte bewusst konstruieren würde. Damit identifiziert er sich mit dem Rollenverständnis des Chronisten bzw. Chronikenschreibers, wie es etwa für das 14. und 15. Jahrhundert kennzeichnend ist. Wie Hein dieses Funktionsverständnis in wesentlichen Teilen zunächst tatsächlich erfüllt, wird anhand eines Vergleichs von Dramenhandlung, -personal und Dramenschauplätzen mit den historisch dokumentierten Fakten gezeigt: Tatsächlich sind eine große Vielzahl von Details wie z. B. Figuren, Orte, Geschehnisse und ihre Verläufe fast identisch mit den historischen Tatsachen. Gleichzeitig findet sich jedoch im Cromwell auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Anachronismen: Einige Figuren - z.B. Ladybird oder Göring - sind frei erfunden; andere sind nicht identisch mit den historischen Personen gleichen Namens, beispielsweise Richard und Rilburne; daneben erscheinen auch viele Begriffe und Bezeichnungen für Gegenstände, die historisch erst viel später erscheinen: “Bank”, “Compaῇeros”, “Maschinengewehr” usw. bilden Anachronismen, die dem Anspruch des Autors, ein bloßer Buchhalter der Geschichte zu sein, so klar widersprechen, dass beim Zuschauer bzw. beim Leser eine irritierte Reaktion unvermeidlich ist und direkt zu der Frage führt, welche ästhetischen Wirkungen Hein mit der Zuspitzung des Kontrastes zwischen einzelnen Elementen der Historie und entsprechenden Elementen im Drama angestrebt haben mag. Hein fordert, dass historische Dramen jenseits der Darstellung von Geschichte, also wirklichen Tatsachen, auch ein Moment der Kunst enthalten müssten. Obwohl nun o. g. Widersprüchen zwischen Drama und Wirklichkeit gewisse oberflächliche Ähnlichkeiten mit den verfremdenden Effekten des ‘epischen Theaters’ nach Brecht nicht abgehen, geht es Hein um etwas anderes: Hein strebt mit seiner Literatur weder Aufklärung noch Engagement an. Zuschauer bzw. Leser des Cromwell leben in ihrer Gegenwart und werden in ihr mit Ereignissen aus der Vergangenheit konfrontiert, ohne dass sie sich jedoch einfach in die Zeit- und Ereignisebene der Vergangenheit hineinfallen lassen könnten, da einzelne Elemente des ihnen als historisch vorgestellten Geschehens direkt aus ihrem gegenwärtigen Leben gegriffen sind. Dadurch bleibt in der Erzählung des Vergangenen die Gegenwart präsent. Dies setzt einen Reflexionsprozess in Gang, im Rahmen dessen die historischen Vorkommnisse von gestern und die Zustände und Ereignisse der Gegenwart beständig aneinander gemessen und überprüft werden. Der offensichtliche Kontrast, ja: Widerspruch macht die Rezipienten zunächst ratlos, wobei die Ratlosigkeit jedoch mithilfe von Reflexion überwindbar wird, die dem Drama einen selbstgesponnenen interpretativen Strang einzieht: Damit übernimmt der Rezipient die Funktion eines Autors, eines Konstrukteurs der Handlung und damit eines Koproduzenten des Dramas. Dieser Wechsel in der Rolle des Lesers wird möglich, ja herbeigeführt durch die oben herausgearbeiteten Widersprüche zwischen Historie und Drama, die Hein absichtsvoll etabliert. Denn Heins Anliegen besteht nicht darin, die Rezipienten mit seinem Revolutionsdrama aufzuklären oder zu belehren: Der eigentliche Sinn der intendierten Anachronismen bei Hein liegt in der Verwandlung von Leser bzw. Zuschauern in Koautoren.
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